ABOUT

Petra Schweifer, November 2020 im Atelier, Foto Thomas Ries

Manchmal streift mich etwas. Etwas Schönes, etwas Unruhiges, etwas Böses, etwas Unmittelbares. Ich nehme es meist nur im Augenwinkel wahr und registriere es erst, wenn es schon wieder vorüber ist. Ich halte meine Augen und Ohren im Alltag offen und speichere Gesehenes, Gelesenes und Gehörtes bewusst für später. Ich höre berührende Worte und Sätze an der Oberfläche meines Ohres, während ich lese oder spaziere.

Mit der Zeit bekommen diese vormals leichten Worte und Eindrücke immer mehr und mehr an Gewicht, werden schwerer und schwerer und wiegen plötzlich so viel mehr. Dann grabe ich sie aus meiner Erinnerung aus und brauche sie mittels Zeichnung und Malerei auf. Durch diese bewusste Verzögerung und Entfernung schmiede ich mir selbst aus etwas Vagem etwas Reales, etwas Fassbares.

In meiner Arbeit ist der “Akt des Aufbrauchens” zentral. Aufbrauchen von Material, ordentlich auf meinem Tisch sortiert. Und das experimentieren mit Unerwartetem und Neuem. Ich will mich davon überraschen lassen, will sehen wie weit es geht, was im Prozess passiert und es kombinieren. Dieser “Akt des Aufbrauchens” ist mein wesentlicher und forcierter Arbeitsprozess – archivieren von Material, Skizzen, Notizen, Momenten – hin zu Malerei und Werktiteln.

Es geht dabei um Nähe und um Distanz. Darum sich nicht erklären zu müssen. Die zeichnerische Skizze von rasch vorüberziehenden Momenten spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Was entsteht ist: mein aufmerksamer Raum.

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I am a painter based in Vienna. I grew up at the main flatland area in the east part of Austria and studied abstract painting at the Academy of Fine Arts in Vienna. There I work at my studio, unless I am invited to a residency programme or scholarship to explore and observe.

Now and then something touches me. Something beautiful, something restless, something urgent. Usually it appears in the corner of my eye and I don’t notice it until it has passed. Or I hear tangent words and sentences on the surface of my inner ear, during reading or walking around. These former slightly words are becoming heavier and heavier with time and suddenly weigh much more. This hesitant and remote experience inspires me to make something obscure into something real and palpable.

In my work I am compelled by the act of using up materials, which are neatly sorted on my desk, as well as experimenting with unexpected new ones. I want them to surprise me, see how far they go, what happens in the process of the use up and combine them. This is my self-forced project of everydays disciplined work. This “act of using up” can be claimed to be a significant process for me – archiving materials, sketches, notes, moments into paintings and titles.

In my work it’s all about proximitiy and distance, about not having to explain oneself.

And all that brings me to this: my attentive space.

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Text: Petra Schweifer, Winter 2020

Foto: Thomas Ries, Nov. 2020